Mama, das machst Du schon guuut!

Sagte gestern meine Tochter, als ich mit ihr aus Stühlen und Decke ein „Haus“ baute.

 

Ich sah sie verblüfft an und beobachtete gleichzeitig meine Gefühle, als sie mehrmals zurief:

„Ja Mama, das machst du schon gut. Du kannst schon gut so ein Haus bauen!“

 

Ich fand es ein wenig befremdlich, von meiner dreijährigen Tochter gelobt zu werden. Und wenn ich es loslöse, von dem wer es sagte, fühlten sich die Worte einfach nur inhaltslos an. Heute finde ich gestrige Situation ziemlich lustig und ich kann etwas loswerden, das mir schon länger auf’m Herzen liegt.

 

Gut gemacht! Klasse! Prima! Schön! Toll! Super! – kennst Du das? Ob KiGa, Schule, Kindergeburtstag oder Spielplatz – überall werden Kinder von den Erwachsenen mit solchen Beurteilungen überschüttet. Und diese kommen schon so automatisch, dass sie fast einem verbal-Tick gleichen. Ich halte „Gut gemacht & Co.“ für Worthülsen.

 

Ich wage sogar zu behaupten, dass die Welt des Kindes durch positive Verstärkung nicht schöner wird. Denn Lob vermittelt vielmehr eine Wertung über den anderen Menschen statt eine echte Wertschätzung über seine Leistung.

 

Das Problematische an Belohnung ist, dass sie mit Liebe und Zuneigung verwechselt wird und dann macht sie abhängig. Dann tun wir alles, um Belohnungen, Lob und Komplimente zu bekommen und das ist in meinen Augen noch gefährlicher als Bestrafung. Diese Abhängigkeit macht aus einem anderen Menschen eine nette Person. Nett und tot. Ich würde weder Belohnung noch Strafe als pädagogisches Mittel einsetzen, beide gehören zum gleichen System. Zu einem System, in dem Recht und Gerechtigkeit durch Vergeltung hergestellt wird. Es basiert auf der Vorstellung von „verdienen“, davon, dass jemand, der gut ist, es verdient hat, bestraft zu werden. Es ist dieses Denk- und Rechtssystem, zu dem Belohnung und Bestrafung gehören, und es ist dieses System, das mir Sorgen macht.“

 

Das sind Worte von Marshall B. Rosenberg. Er war u.a. klinischer Psychologe, Mediator, Buchautor und Gründer des Center for Nonviolent Communication (Gewaltfreie Kommunikation) – ich bewundere seine Arbeit.

 

Damit wir uns gut verstehen.

    1. Ich bin dafür, unsere Kinder angemessen zu unterstützen und zu ermutigen. Als auch, sie zu lieben, zu umarmen und ihnen ein sicheres Zuhause zu schaffen. Loben ist aber ein anderes paar Schuhe.

 

Ich erzähle dir was.

        1. Vor ein paar Wochen war ich mit meiner Tochter auf dem Spielplatz. Sie klettert, hüpft, schaukelt und erkundet. Ich sitze da und genieße das Nichtstun, welches immer wieder von „Mama schau mal!“ unterbrochen wird. Irgendwann kommt sie zu mir und erzählt voller Freude und Stolz: „Mami, ich bin da jetzt ganz alleine geklettert und von so hoch runtergespringt.“ Ich sah sie nur an und sagte: „Ich habe gesehen, mein Herz.“

 

Weißt Du, da ist einfach eine spürbare und echte Verbindung zwischen zwei Menschen, wenn sie über das kommunizieren, was sie gerade berührt. Beobachte selbst, wie viele Emotionen in deinem „Gut gemacht!“ stecken ….

 

 

Was also statt „Gut gemacht!“?

 

Sage nichts

Was? Wie soll denn das gehen? Klar, es wird anfangs eine Umstellung aber es geht. Du musst dafür deine alten Muster loslassen und immer wieder üben. Wenn Du neugierig bist auf das, was dein Kind kann, was es gerade ohne Hilfe schafft oder lernt, dann bist Du auch wahrhaftig berührt von seinem Können. Das erfüllt dich und Du strahlst es aus. Das Kind sieht es in deinen Augen. Es merkt es über deine Körperhaltung.

 

Nonverbale Kommunikation, you know?

 

Ausserdem ist es bewiesen, dass wenn wir das Tun des Kindes kommentieren, verliert das Kind Interesse an der Tätigkeit. Also – lieber sage nichts.

 

Sage, was Du gesehen hast

Mache eine kurze, wertungsfreie Aussage zu dem, was Du gesehen hast („du hast deine Jacke alleine angezogen“ oder „du hast das getan“). Damit signalisierst du: Ich sehe dich. Und das gibt dem Kind die Möglichkeit, stolz darauf zu sein, was es getan hat.

 

In manchen Fällen macht auch eine ausgiebige Beschreibung Sinn. Z. B. wenn das Kind etwas gemalt hat, möchtest Du vielleicht Feedback geben („das sieht nach einem Bauernhof aus, du hast heute viel Grün und Gelb verwendet!“)

 

Und wenn dein Kind etwas großzügiges macht, kannst Du die Aufmerksamkeit auf die Auswirkung seiner Handlung lenken: („Du hast die Laura getröstet, als sie hinfiel. Schau wie sie jetzt lächelt!“)

 

Sei neugierig

Noch besser als Beschreibungen sind Fragen. Statt zu sagen was dir gefällt, kannst Du doch fragen, was dein Kind an seinem Bild mag. Frage „Was hat dir am meisten Spaß gemacht, zu malen?“, „Wie hast du das Grün so intensiv bekommen?“, „Wie hast Du das mit den Proportionen hinbekommen?“ Das nährt vermutlich das Interesse am Malen mehr, als ein „Gut gemacht!“

 

Sei dir stets dessen bewusst, dass das, WAS und WIE Du es sagst, deine Beziehung zum Kind beeinflusst. Und es bestimmt, ob dein Kind so etwas wie Kontrolle über sein Leben empfindet oder immer nach Anerkennung von Außen hungert.

 

 

Alles Liebe, Kasia

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